Einfamilienwohnhaus Ipsach
Ein verwunschener Garten in Seenähe zum Bielersee bildet den entwurflichen Ausgangspunkt für dieses Einfamilienhaus. Innen und Aussen gehen fliessend ineinander über. Rohe Materialien setzen die Natürlichkeit im Innern fort
Das Grundstück liegt in der Nähe des Bieler Sees, in einer für diese Region typischen Schneise zwischen hohen Bäumen. Teile des Grundstücks liegen so tief, dass das aufsteigende Grundwasser zeitweise in Form von Tümpeln zu Tage tritt.
Das Einfamilienhaus folgt einer klassischen Grundgliederung auf zwei Geschossen: Das L-förmige Erdgeschoss, welches die Tagesbereiche und Anbauten aufnimmt, bildet einen massiven, ungeschliffenen Sockel. Darüberliegend beherbergt ein klares Volumen aus Holz die Individualräume der fünfköpfigen Familie. Oben und Unten werden räumlich, strukturell und im Material miteinander verzahnt, ohne sich gegenseitig in Ihrer gegensätzlichen Identität zu schwächen.
Sowohl die Positionierung des Gebäudes auf dem Grundstück als auch die Organisation des Grundrisses antworten auf die ungleiche Verteilung der Aussenraumqualitäten des Ortes. Während sich auf der Nordostseite zukünftiges Baugebiet und die Verkehrserschliessung befinden, liegt auf der Südwestseite der grosse Garten mit Ausblicken auf die Auenwälder des nahen Bieler Sees. Folglich zeigt sich das Gebäude dem Ankommenden zunächst recht geschlossen, wobei die eingeschossigen Nebengebäude einen Vorbereich ausbilden, welcher über ein grosses Schiebetor mit dem Garten verknüpft werden kann. Der Eingang des Hauptgebäudes liegt zurückversetzt hinter der Wandscheibe welche den Vorplatz vom Garten abtrennt. In diesem ambivalenten Bereich zwischen Innen und Aussen hat der Besucher erste Einblicke in den privaten Teil des Ensembles.
Der Zugang führt sodann zunächst in eine dienende Funktionsschicht welche sich auf beiden Geschossen entlang der Nordostfassade entwickelt und sämtliche untergeordneten Funktionen wie Bäder, Ankleiden und Wandschränke aufnimmt. Gartenseitig wird diese Schicht von den Tagesräumen begleitet, die sich südwestwärts grossflächig öffnen. Im Erdgeschoss greifen Innen- und Aussenraum fliessend ineinander und bilden eine im Schnitt modulierte Sequenz an Aufenthaltsräumen. So ist der Wohnbereich eingesenkt und unterscheidet sich wesentlich vom zweigeschossigen Essraum oder dem gedeckten Aussensitzplatz.
Ein abgehängter Kamin und der in Beton ausgeführte Küchenblock variieren die Raumschicht im Grundriss. Begünstigt durch das nach Nordwesten abfallende Gelände bildet sich gartenseitig eine sockelähnliche Kante, welche die dem Gebäude zugeordneten Aussenräume klar von den naturbelassenen des Gartens abtrennt. Je nach Witterung reichen die sich in diesem Bereich bildenden Wasserflächen bis an den Sockel heran.
Das Obergeschoss wird über eine Treppe erschlossen, die als Teil der dienenden Raumspange gelesen werden kann, gleichzeitig liegt sie dem Luftraum des Esszimmers gegenüber, wohin ihr Austritt eine Galerie bildet. Luftraum und Treppe verweben so die Raumsysteme des Erd- und Obergeschosses. Westlich des Luftraums befindet sich das Elternschlafzimmer mit Bad und Ankleide, gegenüberliegend erschliesst man die drei Kinderzimmer mit den gleichfalls als Nebenraumspange angeordneten Nasszellen.
Die Materialisierung des Hauses ist einfach und reduziert. Während im Erdgeschoss roher Beton dominiert, ist das Obergeschoss komplett in dunklem, sägerohem Holz gehalten. Wie schwarze Passepartouts werden die Ausblicke ins Grün gerahmt und eindrucksvoll in ihrer Wirkung gesteigert. Alle Böden sind aus imprägniertem, geschliffenem Hartbeton hergestellt. Elemente wie Handläufe, Türdrücker und Lampen veredeln als Messingobjekte das rohe Interieur und werden mit ihrer natürlichen Patina die Atmosphäre der lebendigen Materialien erweitern.