MSG Campus-Kindergarten
Umbau einer Telefonzentrale in eine Kita in Merseburg
Städtebaulicher Ansatz:
Die Hochschule Merseburg zählt insgesamt circa 3.000 Studierende. Der Campus ist durch die typischen DDR-Bauten der 50er und 60er Jahre geprägt, die zum Teil saniert oder bereits abgerissen worden sind; einige wenige Bauten sind noch im Urzustand erhalten. Am Wohnheim 8 befindet sich ein zweigeschossiger Anbau, der Nord-Süd ausgerichtet ist: im Erdgeschoss von beiden Seiten belichtet, das Sockelgeschoss nur von Süden. Die Fassadengliederung mit dem neuen zentralen Haupteingang ermöglicht den Eltern und Mitarbeitenden einen direkten Zugang zur Kindertagestätte. Durch den Umbau bekommt das Gebäude somit nicht nur eine neue Funktion, sondern auch eine neue Adresse.
Architektonisches Konzept:
Der Anbau wird nun als Kindertagesstätte für das Studentenwerk Halle umgenutzt. Initialzündung des Projekts war der fast kathedralartige, einseitig belichtete Raum der ehemaligen Telefonanlage der Hochschule im Untergeschoss, dessen Nutzung als Bewegungsraum für die Kinder nahe lag.
Das bestehende 3-Meter-Raster des Gebäudes erwies sich zudem als erstaunlich flexibel zur Unterbringung von Gruppenräumen, Küche und
Sanitärräumen. Nun schafft eine großzügige Treppe eine neue Verbindung zwischen den Ebenen und generiert zusätzlich Licht für das Sockelgeschoss in der unteren Ebene. Der Kindergarten für insgesamt 42 Kinder im Alter von 0-6 Jahren berücksichtigt die Interessen von studierenden Eltern und Hochschulmitarbeitenden. Küche und Kinderrestaurant nehmen einen zentralen Platz im Erdgeschoss ein. In der Küche wird selbst gekocht – Spaß für die Kinder und zugleich Möglichkeit, das Ernährungsverhalten nachhaltig zu verbessern. Das Kinderrestaurant kann ebenfalls für Elternabende oder andere Veranstaltungen genutzt werden.
Innenraumkonzept:
Herzstück des Kindergartens ist der große Bewegungsraum in Sockelgeschoss, der zum Spielen und Toben einlädt. Die großzügige Raumhöhe des Bestandes ermöglicht das Spielen auf verschiedenen Ebenen. Als japanische Wand gestaltet, funktioniert der Raumteiler als Verstau-Möglichkeit von Spielzeug. Des Weiteren sind im Sockelgeschoss die Personalräume, der direkte Gartenzugang und auch der nordseitig ausgerichtete Schlafraum angeordnet. Im Erdgeschoss befinden sich die Gruppenräume mit angrenzenden Garderoben und Sanitärräumen. Die tiefen Fensterbänke im Flur bieten eine Sitzmöglichkeit für wartende Eltern. Das Kinderrestaurant mit angrenzender Kochküche öffnet sich zur großzügigen Flurzone und zum Garten - der Duft von frisch Gekochtem kann die kleinen Nutzer:innen so von überall her zum gemeinsamen Essen anlocken.
Materialität:
Großformatige neue Fenster in einer Holz-Alu-Konstruktion auf der Süd- und Nordseite übersetzen den langen Flügel in eine zeitgemäße Architektursprache und sorgen für eine großzügige, natürliche Belichtung der Innenräume. Das Farbkonzept, mit den Grundfarben Englisch-Rot und Türkis, zieht sich, im Zusammenspiel mit hellem Fichtenholz, im Innenausbau durch das gesamte Gebäude. Die Bäder sind präzise im Fugenschnitt geplant und die Bodenfliesen bewusst in der Farbnuance der Wandfliese abgestimmt. So entsteht eine monochrome Farbwelt, im Kontrast zu den weißen Sanitärobjekten und dem warmen Holzfarbton der Fenster.
Fichtenholz wird ebenfalls für die Treppe und die Möbeleinbauten verwendet. Das Plateau im Bewegungsraum ist ebenfalls vollständig aus Fichtenholz angefertigt und bietet den kleinen Nutzer:innen Rutsche, Kletterwand und viel Platz zum Spielen.
Besonderheit:
Der Campus_Kindergarten wurde im Juli 2023 im Rahmen der Sommerreise durch die Bundesstiftung Baukultur besichtigt und wird demnächst in der Broschüre „Gut gemacht“ der Stiftung veröffentlicht.