Quartiere della Stazione
Städtebau
Wattwil soll als Regionalzentrum wahrgenommen werden und dementsprechend städtischen Charakter aufweisen. Diese lobenswerten politischen, ökonomischen, sozialen und städtebaulichen Ziele sind für eine nachhaltige Stadtentwicklung so wichtig, dass sie nicht den normalen, allgemeinen Zonenbestimmungen untergeordnet werden sollten. Vielmehr sollte ein starkes Projekt davon ausgehen, dass es die zukünftige Stadtstruktur von Wattwil massgeblich prägen wird. Das neue Gebäude will einen wertvollen Beitrag zur Stadtentwicklung von Wattwil leisten.
Die neue Überbauung übernimmt die Rolle des städtebaulichen Aktivators, das den Ort massgebend prägt und eine zeitgemässe und überzeugende Antwort auf die speziellen Gegebenheiten des Standortes darstellt. Als primäres Element der Stadtstruktur erweitert es die Bahnhofanlage mit der neuen „Bahnhofstrasse“ zum urbanen Stadtzentrum der neuen Stadt.
Eine städtebaulich verträgliche und qualitativ hochwertige Lösung mit einer optimalen baulichen Dichte und wirtschaftlichen Ausnützung wird angestrebt und erreicht.
Diese Rolle des Primären Elements im Stadtgefüge kann nur mit einer präzisen und grosszügigen Struktur übernommen werden die dank seiner einheitlichen Gesamterscheinung sowohl städtebaulich als auch architektonisch auf die wenig prägnante und schwach definierte Umgebung reagiert. Dank dem einheitlichen Volumen kann einerseits ein klarer, städtischer Strassenraum definiert werden, andererseits die räumlichen Verhältnisse zum Bahnhofplatz und zu den Geleisen geklärt werden und der neue Ort mit dem Bestand der ganzen Bahnhofstrasse verbunden werden.
Die dem städtebaulichen Konzept entsprechende gebäudehöhe entspricht 5 Geschossen: nur mit dieser Höhe kann sich das neue Zentrum von Wattwil innerhalb des Stadtgefüges räumlich behaupten. Die Korrektheit dieser Aussage lässt sich im Modell und in den Visualisierungen sehr gut nachvollziehen. Niedrigere Gebäudehöhen wirken dezidiert Wertvermindernd im Bezug auf die Qualität des Stadtraumes.
Architektur, Funktionalität, Flexibilität, Wirtschaftlichkeit
Das urbane Projekt untermauert die Entwicklung Wattwils zum Regionalzentrum. Der städtische Charakter des Gebäudes unterstreicht das städtebauliche Konzept. Die rhythmische, fast klassische architektonische und tektonische Ordnung der Fassade, die zugleich Struktur ist, unterstützt mit ihren regelmässigen Öffnungen den monolithischen Charakter des gesamten Gebäudes, ohne ihn schwerfällig erscheinen zu lassen. Es ist eine filigrane Struktur, die dem Stützenraster der bestehenden Parkgarage entspricht und die in ihrer Grosszügigkeit eine Analogie zu den typischen Industriebauten der Textilindustrie darstellt.
Diese minimale, grosszügige Struktur bildet zugleich das primäre urbane Element, welches das neue Stadtzentrum aktiviert: ein städtisches Gebäude.
Dieser strukturelle Rohbau bildet eine ideale Ausgangslage für eine grösstmögliche Flexibilität im Bespielen der Nutzflächen. Die konsequente Trennung von Struktur und Installationen erlaubt eine optimale Funktionalität, die verschiedenste Nutzungsstrukturen zulässt: es sind kleinteilige Nutzungsstrukturen genau so gut möglich wie die Nutzung der Gesamten Geschossflächen als Open Space. Die Bauherrschaft hat en entscheidenden Vorteil, die definitive Nutzung und Aufteilung eines ganzen Geschosses erst nach Erstellung des Rohbaus zu entscheiden. So kann auf Grund der Nachfrage das 1. OG sowohl als Dienstleistungsfläche, als Wohngeschoss, oder in einem beliebigen Nutzungs-Mix ausgelegt werden. Der Rohbau bildet die Ausgangslage für eine Vielzahl von Nutzungen bei einem Minimum an räumlichen Einschränkungen innerhalb der präzisen Struktur.
Der Sichtbeton manifestiert sich in einem einheitlichen, prägnanten Baukörper, der sich im heterogenen Umfeld als starke Präsenz manifestiert. Die edle und trotzdem rohe und beständige Oberfläche tritt als Edelrohbau in Erscheinung und kann entsprechend den Bedürfnissen mehr oder weniger ausgebaut werden. Der Baukörper stellt dank seinem stark gegliederten Volumen und der substantiellen Entsprechung von Struktur und Fassade einen angenehmen Dialog zur gebauten Umgebung her.
Die „städtebauliche“ Betonfassade, die den Massstab des Kontextes übernimmt und prägt, ist mit einer leichten, kleinmassstäblichen Fassade hinterlegt, die in ihrer Modularität den menschlichen Massstab übernimmt. Diese doppelte Fassade, die in der strukturellen Klarheit ihren Ursprung findet, gewährt dem Gebäude im Stadtgefüge die notwendige städtebauliche Präsenz und gleichzeitig vermittelt sie dank ihrer zweiten, feinmassstäblichen klimatischen Hülle mit den Besuchern und Bewohner. Der allseitige Portikus ist in diesem Sinne ein wichtiges Typologisches Element, das den Verkaufsflächen im EG eine attraktive Atmosphäre verleiht. Umgekehrt geben die allseitigen Balkone den Dienstleistungsflächen und Wohnungen mitten in der Stadt ein angenehmes Geborgenheitsgefühl.
Die Trennung von Tragen und Trennen erlaubt eine grosse Freiheit in der Gestaltung und Materialisierung der Fassaden. Glasanteile und Geschlossene berieche können mit dem Ausbau fein auf die funktionalen, energetischen und ökonomischen Bedürfnisse abgestimmt werden. Es handelt sich um eine wirtschaftlich und funktional überzeugende, sowie architektonisch und städtebaulich überzeugende Lösung.
Umgebung, Erschliessung
Durch die Zurücksetzung der Schaufensterfront der Verkaufs- und Dienstleistungsflächen im EG entsteht ein allseitiger Portikus der die Attraktivität und Nutzbarkeit der Durchgangszone zwischen Häuserzeile und Kantonsstrasse des neuen Bahnhofplatzes und der gleisseitigen Durchgangszone steigert. Synergien mit anderen Zentrumsnutzungen werden durch die attraktive Umgebungsgestaltung gefördert.
Die Vertikalverbindungen zur öffentlichen Tiefgarage und zur Personenunterführung sind vollständig integriert und überdacht. Das bestehende Erschliessungs- und Umgebungskonzept wird weitgehend übernommen und integriert.
Wohntypologien
Die gewählte Gebäudestruktur erlaubt eine grosse Freiheit in der Disposition der Wohnungslayouts. Zeitgemässe Wohneinheiten basierend auf dem vorgegebenen Wohnungsmix sind auf jedem Obergeschoss möglich. Die Zurücksetzung der Fassaden erlaubt das Anbringen von effizienten Schallschutzmassnahmen im Bereich der durchlaufenden Balkone und bietet einen effizienten Witterungsschutz. Trotz der Nähe der Geleise und der Kantonsstrasse entsteht durch die durchgehenden Balkone und die Zurücksetzung der Fassadenfront ein eher intimes Wohngefühl.
Verkaufs- und Dienstleistungsflächen
Die einfache, punktuelle Tragstruktur bietet ideale Voraussetzungen für die Verkaufs- und Dienstleistungsflächen im EG und im 1.OG. Es sind vielfältige und differenzierte Aufteilungen möglich.
Konstruktion, Lärmschutz
Die ausnahmslose Wiederholung der strukturellen Elemente in einem regelmässigen Raster, die Einfachheit der Tragstruktur, die konsequente Trennung von Tragstruktur, Trennelementen und Installationen stellen im Hinblick auf Realisierung, Baukosten, Funktionalität und Flexibilität einen entscheidenden Vorteil dar. Dank der Zurücksetzung der Fassade und der Schallschutzmassnahmen im Bereich der durchgehenden Balkone (Brüstungen, Balkonuntersichten, Fassade) entstehen ideale Voraussetzungen für ein qualitativ hochstehendes Wohnen.
Etappierung
Der erste Abschnitt kann autonom vom zweiten funktionieren und unabhängig gebaut werden. Trotzdem bilden die 2 Bauetappen eine Einheit, die für die Stadtstruktur unerlässlich scheint.