Firberhof
Der Firberhof ist ein geschlossener Bauernhof mit Acker- und Wiesenfläche. In Tirol wird seit der Zeit Maria Theresias mit der Bezeichnung „Geschlossener Hof“ die Unteilbarkeit des landwirtschaftlichen Gutes festgestellt und bestimmt, dass der Hof grundsätzlich nur von einem Erben übernommen, bzw. nur als Ganzes verkauft werden kann. Als Bautyp ist im Pustertal der sogenannte “Paarhof” charakteristisch, mit zwei getrennten Baueinheiten: dem Stadel in Holzfachwerk-Konstruktion und dem Wohnhaus aus geputzten Mauerwerk.
Der jetzige Besitzer ist Unternehmer und bewirtschaftet den Hof nicht eigenhändig, aber er wohnt an der Hofstelle und ist bemüht die typologischen und landschaftlichen Eigenheiten der Hofstelle zu wahren. Der bestehende Stadel ist ein schönes Zeugnis der heimischen Zimmermannskunst.
Das Wohnhaus hingegen war weniger alt und wertvoll, weswegen sich der Bauherr für einen Abbruch und Neubau entschieden hat. Der Neubau wurde an der gleichen Stelle des alten Wohnhauses errichtet, um die räumliche Spannung zwischen Wohnhaus und Stadel zu erhalten. Durch die Anordnung um einen Innenhof erscheint der Neubau bei gleich bleibender Kubatur größer als das alte Wohnhaus, was angesichts des großen Stadels den Paarhofgedanken stärkt.
Die Räume sind auf zwei Geschossen um einen Innenhof angeordnet. Die L-förmige Wohnung ist nach Süden und Westen orientiert. Die Fenster an der Außenseite sind der Aussicht nach angeordnet.
Nach Süden vorgelagert schließt ein zweigeschossiger, als Studio- und Ausstellungsraum genutzter Baukörper den Hof. Das Gebäude lebt von der Spannung zwischen geschlossener, harter Außenfassade und offenem, plastisch gestaltetem Innenhof. Die Gestaltung der Außenwand ist durch zwei Applikationen des österreichischen Künstlers Heinz Gappmayr, „Zeit“ und „Endlich-Unendlich“, ergänzt. Zum Gebäudeensemble gehört auch ein altes Backhäuschen, das sorgfältig restauriert wurde, und der umzäunte Bauerngarten.
Entsprechend der Bautradition bei größeren Gehöften wurde die Hofanlage durch eine Privat-Kapelle ergänzt. Ein neuer kubischer, nur von oben belichteter Raum, Sichtbeton außen Eichenholz innen, ist zugleich Kult und Kunstraum. Hof und Garten in schöner Landschaft bieten dem kunstbegeisterten Hausherrn einen geeigneten Ort für die Aufstellung von Skulpturen und Kunstobjekten.
Auf dem Sockel des Untergeschosses in Beton sind Wände, Decken und Dach des Hauses mit vorgefertigten Bauteilen in Holz ausgeführt. Die Entscheidung für Holz resultiert weniger aus einer architektonisch begründeten Konstruktions- oder Materialwahl, sondern aus der Tatsache, dass der Bauherr Inhaber eines Holzbauunternehmens ist.
Die Außenwand besteht aus zweischaliger Ständerbauweise mit grobem Spritzputz, Fenster und Hoffassade in Holz mit 3-fach-Verglasung. Das Dach ist mit Schieferplatten gedeckt. Nach außen zeigt sich das Haus in Spritzputz. Im Innenhof hingegen, mit der Fensterfront und dem vorgestellten Laubengang, tritt das Lärchenholz in Erscheinung. Im Innenraum sind Wände und Decken weiß geputzt, Treppe und Einbaumöbel nehmen auf das Lärchenholz des Innenhofs Bezug. Der Bauherr hat auf eine energie- und umweltbewusste Bauweise und Materialwahl Wert gelegt.
Das Wohnhaus ist eine Holzfertigteilkonstruktion in Niedrigenergiebauweise und wurde 2010 erstmalig in Südtirol als „Klima Haus nature“ ausgezeichnet.