Konzeption
Eine grundlegende Idee des Projektes liegt in dem Versuch, am südwestlichen Rand des
Areals zu arbeiten, um die Flächen und das Wegenetz des Friedhof uneingeschränkt auszudehnen.
Die beiden Baukörper (Krematorium und Friedhofsunterhalt) dienen als räumliche Trennung zwischen einer offenen, repräsentativen Grünfläche und den dahinterliegenden, nüchternen Betriebsbereichen.
Optisch schliesst die vorgesehene dichte Bepflanzung am südlichen Rand als grüne Kulisse die neue Landschaft ab.
Anstatt verschiedene Parkplätze verstreut im Areal anzulegen, wird für den Parkplatzbedarf gezielt eine einzige Fläche in Anspruch genommen. Dies soll eine eindeutige Verkehrsführung ermöglichen und andere Bereiche nicht unnötig belasten. Gestalterische Massnahmen (Hecken, befestigte Grünflächen) gewährleisten eine angemessene Anpassung an die Umgebung.
Erschliessung
Die Verkehrserschliessung erfolgt am südlichen Rand der Strättlingenstrasse. Von dort wird der Friedhofsunterhalt-Verkehr unmittelbar zum entsprechenden Grundstück geleitet. Personal und Besucher biegen dann links in den Parkplatz ab. Nur die Fahrzeuge des Krematorium-Betriebs fahren weiter und erreichen damit die Anlage jenseits eines Gittertors (Sichtschutz).
Die vorhandenen Wege des Friedhofs werden schlicht verlängert und münden in die neue Querverbindung respektive in den Krematorium-Vorplatz ein.
Ein zusätzlicher Eingang nördlich des Friedhofsunterhalt-Areals ermöglicht den Fussgängern das Krematorium direkt und von Verkehr ungestört zu erreichen.
Gestaltung/Raumdisposition
Krematorium
Abschied nehmen: Das Projekt strebt den Wunsch an, die Trauenden bei dieser schweren und schmerzhaften Aufgabe durch die Gestaltung still zu begleiten.
Bereits die leicht erkennbare, vertikale Gliederung des Gebäudes vermag die geistige Präsenz von Leben und Tod sichtbar zu machen: unten eine erdgebundene, steinerne, längliche Basis, oben filigrane, von der Materie sich befreiende Laternen.
Eine dieser Laternen beherbergt die Kamine, sichtbar und doch verblasst: Damit soll die prosaische Gestalt der Schornsteine abmildert werden.
Der Weg zum Ofenvorraum erfolgt über mehrere Stationen: Vorplatz, Eingangshalle und Besuchergang.
Diese werden über „Zwischenräumen“ miteinander verbunden. Richtungs- und Lichtwechsel ermöglichen besinnliche Pausen und sanfte räumliche Übergange: Aus der umschatteten Loggia wird der Blick zunächst in den Blumengarten geleitet, „Schwellenräume“ betonen Anfang und Ende des Besuchergangs.
Eingangshalle und Ofenvorraum haben gleiche Größe und Materialien, sie unterscheiden sich aber doch in einigen kennzeichnenden Details. Ziel ist es, eine positive Parallelität zwischen „Stätte der Lebenden“ und „Stätte der Verstorbenen“ zu vermitteln, und die zwei Räume hoffnungsvoll in Einklang zu bringen.
Dazwischen erstreckt sich der Besuchergang, welcher die repräsentative Dimension eines Aufenthaltsraums erhält. Auf einer Seite befinden sich die Aufbahrungsräume, diskret hinter Trennwänden und bei gedämpftem Licht verborgen, auf der anderen die helle Fensterfront zum Blumengarten.
Die betrieblichen Funktionen sind um den Dienstgang angeordnet, ein zweiter, schmalerer Gang bedient die Büroräume des Bestattungsamtes und entlastet den ersten.
Friedhofsunterhalt
Zweckorientiert erfüllt das Gebäude des Friedhofsunterhalts kompakt das erforderliche Raumprogramm.
Um ein einheitliches Erscheinungsbild zu erreichen, ist in dieser Entwurfsphase ein nüchterner, eingeschossiger Baukörper vorgesehen, welcher die Form der Krematorium-Basis übernimmt.
Bei der weiteren Entwicklung des Projektes kann man ggf. die Möglichkeit in Betracht ziehen, aus Kostengründen das Verblendmauerwerk mit einer Fassadenbearbeitung aus hochwertigem, gefärbtem Putz zu ersetzen.
Baustatik, Materialisierung, Farbgebung
Allgemein ist eine herkömmliche Struktur aus Stahlbeton vorgesehen. Die geringe Spannweite der Räume stellt meist keine statische Herausforderung dar. Die drei Laternen des Krematoriums bestehen aus einer leichten Stahlkonstruktion: Im Falle der Eingangshalle und des Ofenvorraums befindet sich dort zusätzlich ein Kern aus gedämmten Sandwich-Paneelen, über den Filterraum ist eine Betondecke von erhöhter Stärke notwendig, um die Last der Rückkühler zu tragen.
Die Aussenwände sind mit Sichtmauerwerk im warmen Grauton verkleidet. Stellenweise löst sich die Dichte des Mauerverbands auf: Es entstehen perforierte Flächen, welche den Dialog zwischen der besinnlichen und zurückgezogenen Atmosphäre der Innenräumen und der Weite der Aussenwelt behutsam unterstreichen.
Umwelt/Energie
Idealerweise sollte das Krematorium wenig Energie benötigen und minimale Emissionen bieten.
Darüber hinaus sollte im Einzugsgebiet zuerst die ethische Frage thematisiert werden, ob die Wärmenutzung des Krematoriums zu akzeptieren ist.
Dies gesagt, ist das Potenzial für die Umwelt dabei doch unbestreitbar: Die angegebenen Betriebszahlen
(2000 Kremationen/Jahr) lassen vermuten, dass die energetische Nutzung der Abwärme aus der Rauchgaskühlung in der Lage sein kann, zumindest einen Teil des Energiebedarfs (Heizung, Warmwasser) des Krematoriums sowie des benachbarten Friedhofsunterhalt-Gebäudes zu decken.