Am Rande der Stadt, an ihrer westlichen Grenze sind die horizontalen Linien dominant. Der Brunecker Becken dehnt sich hier fast eben bis Sankt Lorenzen hin aus und die Bergspitzen rücken hinter den langgestreckten Terrassierungen von Reischach und Pfalzen im Hintergrund zurück. Die flache Talsohle hat sich längst in ein offenes und breites Stadtgefüge umgewandelt, das aus brachliegenden Feldern, Bahn- und Straßendämmen, verlassenen Kasernen, Sportanlagen, Parkplätzen, großformatigen Schulkomplexen und Gewerbehallen besteht. Das Projekt fügt sich dieser formalen „Dominante“ ein und sucht, wie schon die neue nahe liegende Kletterhalle, welche die Form eines Findlings übernimmt, eine topographische Verankerung in der Landschaft.
Die Eissporthalle besteht aus zwei Elementen: einem Relief im Erdboden und einem Dach darüber. Von der nördlichen Arealgrenze ausgehend, hebt sich der Boden leicht nach oben und bildet eine drei Meter hohe Plattform, die aus der Erde heraustritt als sei sie von einer tellurischen Bewegung nach oben verschoben worden. Das Dach ist keine einfache zweidimensionale Fläche. Es ist ein Körper, ein Linsen förmiges Objekt, eine Art Flügel, der sich sanft über diese künstlich verformte Landschaft legt und kurz bevor er den Boden berührt, in der Luft schwebend, ruht. Die neue Eissportanlage ist der Raum dazwischen, der sich einzig durch die Topographie des Bodens und durch die Form des Daches formiert. Sie ist unten und oben begrenzt, aber seitlich offen, lässt sich visuell durchschreiten und ist somit Teil eines kontinuierlichen öffentlichen Raumes, der das ganze Areal umfasst: den Vorplatz mit der außenliegenden Eisfläche, die Terrassen auf drei Seiten des Gebäudes und den neuen Pfad, der durch den bewaldeten Hang zum Waldheimerweg ansteigt. Die Eissportanlage soll keine hermetisch geschlossene Halle inmitten einer Wüste von Parkplätzen sein, kein Gebäude, das sich von der nahen liegenden Umgebung abschottet, sondern ein Ort werden, den man gerne immer wieder besucht. Sie ist ein Podium über der Landschaft am Ende der Stadt, von dem aus die Türme der Altstadt über die Schulzone empor ragend zu sehen sind oder auf der anderen Seite, den Felsenvorsprung der Sonnenburg, der den Brunecker Talkessel nach Westen hin schließt.
Die Einfachheit der formalen Geste - einer Plattform, auf der ein Flugkörper gleitet - weckt unterschiedliche bildliche Assoziationen und Deutungen hervor: An manch winterlichen Morgengrauen, wenn der Nebel tief über der Talsohle hängt, wird der Flugkörper im Dunst verschwinden und die Form einer schlanken schwerelosen Nebelbank übernehmen. Betrachtet man die Halle aber näher, wird man beim Eintreten das Gefühl haben, unterhalb einer riesigen aerostatischen Maschine zu laufen. Das Dach ist ein Starrluftschiff, ein Zeppelin, der zum Starten bereit wäre, wenn die V-förmigen Stützen, wie untergelassene Seile, ihn nicht am Boden ankerten.
Am Abend, kurz vor Spielbeginn, vom Parkplatz aus kommend oder beim Vorbeifahren mit dem Zug, wird der Sportanhänger des HC Pustertal im seitlichen Profil der Eissportanlage gar die Grimasse eines Wolfes erkennen: Die Untersicht des Daches wird rot angestrahlt, die V-förmigen Stützen erleuchten im Gegenlicht - der Pustertaler Wolf öffnet sein Maul und bleckt die Zähne!
Die Zuschauer der Heimmannschaft gelangen über eine geneigte Ebene in die Eissportanlage, die von der Grundstückgrenze in Richtung Süden ansteigt. Bei großen Veranstaltungen und wichtigen Spielen, wird ein Teil davon als zusätzliche Parkfläche genutzt. Im Normalfall ist sie aber ein frei stehender Platz, der den überdachten Bereich mit dem außen liegenden Eisfeld einschließt. Gegenüber dem Platz liegt es etwa 5 Meter tiefer und ist somit von oben jedermann sichtbar. Die Kante zwischen dem Platz und dem Einschnitt des Eisfeldes wird als kontinuierliche Sitzbank gestaltet, sie lädt den Vorbeigehenden kurz zum Verweilen ein, um die Bahnen und Spiele der Schlittschuhläufer mit zu bewundern.
Die Modellierung des Geländes ermöglicht, dass die Zuschauer, bei einem Gefälle von nur 2,0% und ohne es zu merken, auf dem oberen Niveau der Tribünen ins Gebäude gelangen und dass die Sitzreihen somit auf der gleichen Ebene nur von oben erschlossen werden müssen.
Ins Gebäude eingetreten ist die innere Organisation der Eissporthalle leicht überschaubar. Der Raum ist in allen Richtungen offen und zugänglich, er ist eine ringförmige ununterbrochene Galerie um einer zentralen Höhlung herum, dem Krater der Zuschauertribunen, der das 6 Meter tiefer liegende Spielfeld allseitig umschließt. Vom Foyer aus erreicht man den eigenen Sitzplatz auf einer unbehinderten natürlichen Art, ohne, wie sonst häufig in ähnlichen Anlagen, sich durch komplizierte vorgegebene Wege, Treppen und Gänge durchschlagen zu müssen. Die Dachform begleitet die Annäherung an das Spielspektakel. Vom Außenrand ausgehend fällt es erst leicht nach unten so ab, dass man sich dem Inneren des Raumes angezogen fühlt; über den ersten Sitzreihen hört aber die Absenkung der Decke auf und der Raum dehnt sich plötzlich nach oben aus. Die kompakte Masse des Daches wird in der Mitte ausgehöhlt und plastisch zu einem schwebenden Gewölbe verformt, das sich über das Eisspielfeld spannt. Die im Erdboden eingelassene Schale der Zuschauertribunen spiegelt sich somit vertikal in der Dachkonstruktion wieder. Nach Süden, zum bewaldeten Berghang hin, bleibt der Raum offen. Der Wald - der Reich der Pustertaler Wölfe - drängt im Innenraum ein und wird, wie die Kulisse einer offen stehenden Bühne, Teil des Sportereignisses.
Zwei Bereiche entziehen sich der absoluten horizontalen Transparenz der Eingangsebene: die Umkleide- und Serviceräume, welche, auf zwei Ebenen aufgeteilt, im Sockel verborgen bleiben, und der Premiumbereich, der im Dach untergebracht ist. Das Dach ist nicht ausschließlich ein Konstruktionswerk, es ist nämlich „bewohnt“. Wo es bis zum Boden reicht und zwei mächtige Gelenke bildet, auf denen die gesamte Dachkonstruktion zu ruhen scheint, befinden sich die Treppen und Aufzüge, die nach oben, ins Innern des „Flügels“, führen. Wie Logen eines Opernhauses ordnen sich die Räume für die Premium Gäste hoch über der Eisfläche um das Spielfeld herum.