Zentrum Taufe in der Kirche st. Petri-Pauli
Renovation of "st. Petri-Pauli" Church with a new Baptismal Center.
Die in wesentlichen Teilen bauzeitliche Kirche St. Petri- Pauli in Eisleben, hat als Taufkirche Martin Luthers die Aura eines weitgehend authentischen Ortes der Reformationszeit. Zu ihrer Hauptfunktion als lebendige Gemeindekirche tritt die Idee ein Zentrum Taufe mit übergemeindlicher und überkonfessioneller Ausstrahlung zu schaffen. Die Überlegungen zu Neugestaltung und Neugewichtung des Gotteshauses stehen im Spannungsfeld zwischen dem Schwergewicht der originalen Stätte und dem Anspruch der Evangelischen Kirche in zeitgemäßer Weise Öffentlichkeit zu sein. Entsprechend der zentralen Idee vom neuen Zentrum Taufe in der historischen Gemeindekirche ist das Hauptmotiv unseres Entwurfes die Einbringung eines neuen, starken Bodens in den gewachsenen Ort. Der neue Boden aus oberflächenbehandeltem Beton schlägt zeitlich eine Brücke in die Gegenwart und stellt räumlich eine Verbindung der wichtigsten Raumteile dar. Chor und Kirchenhalle werden stufenlos zusammengeführt. Die Einfachheit von Form und Material sucht inhaltlich die Nähe zum Anspruch der Lutherkirche nach einer Besinnung auf das Wesentliche. Sowohl materiell als auch körperlich setzt sich der neue Fußboden von seiner Umgebung ab, eine umlaufende Randfuge bildet den Abstand zur denkmalgeschützten Substanz. Die Gravur in der Betonoberfläche zitiert Interferenzen auf einer Wasseroberfläche. Zum einen gehen diese Ringe vom Taufort und der Lutherrose aus, zum Anderen laufen sie von den räumlichen Polen ausgehend nach innen und überlagern sich. Der neue Boden der Kirche durchläuft das Nordportal hinaus nach außen und wird zum Kirchenvorplatz hin mit einer leichtgeneigten Rampe zum großzügigen Zeichen der Einladung.
Im Zentrum der Kirche, an der Raumkreuzung von Chor und Mittelschiff befindet sich der Ort der Taufe. Hier öffnet sich die Bodenplatte kreisrund und hält einen leichten Abstand zur fliesenden Wasserfläche des darunter befindlichen neuen Taufbeckens. Hier wird lebendiges Wasser real sichtbar und ermöglicht Assoziationen zu einem Fluss in seinem steinernen Bett. Die Ränder des Taufbeckens sind nicht zu sehen, und lassen somit eine größere Wasserfläche unter dem Kirchenboden vermuten. Bei einer Immersionstaufe können Täufer und Täufling in das Taufbecken steigen. Der Luthertaufstein befindet sich in unmittelbarem räumlichen Bezug zum neuen Taufbecken und ist Bestandteil des Taufortes, er dient unverändert als Haupttaufstein für die traditionelle Art der Taufe.
Wie das Taufbecken entwickelt sich auch der neue Sockel des spätgotischen Annenaltars aus dem Kunststeinboden, er ist Hauptaltar und Fluchtpunkt der Kirche im Chor. Um den Taufort aber auch zur liturgischen Mitte werden zu lassen gibt es unabhängig vom festen Hauptaltar einen weiteren, mobilen, leichten Altar, welcher sich räumlich dem Taufort zuordnet. In seinen Abmaßen kopiert er den Hauptaltar, nimmt als dessen hölzerner Abkömmling aber formal Bezug auf einen einfachen Tisch. Bei großen Gemeindegottesdiensten z.B. zu Weihnachten, Ostern oder Pfingsten kann er entfernt werden um den Hauptaltar der Kirche (Annenaltar) wieder zu aktivieren.
Wie der neue Altar werden auch die anderen Prinzipalien und die gesamte weitere Kirchenmöblierung auf einfache Art aus verschiedenen regionalen Obsthölzern handwerklich gefertigt, sie sprechen somit eine ähnliche Sprache in Material und Form wie der alle diese Gegenstände tragende gemeinsame Boden. Zu den beiden flächigen Elementen des Bodens und der Beleuchtung tritt die durchgehend gestaltete neue Möblierung deutlich in der dritten Dimension hervor. Das Wasser und sein steinernes Bett verbleiben anorganische Basis für die Gemeinschaft (Bänke und Leuchter), das Mahl (Altar) und die Verkündigung (Pult) und vor allem für das alles überragende neue Kreuz. Das Material Holz schafft zum Naturstein und Beton gestalterisch den erforderlichen warm-kalt Kontrast und verweist als Material des Kreuzes auf den Erlöser als Quelle und Ziel allen christlichen Glaubens. Wir schlagen vor, sämtliche Objekte (zentraler Altar, Pult, Bänke, Kreuz, Leuchter) in einem einheitlichen Gestaltkanon aus verschiedenen Obsthölzern in hoher handwerklicher Qualität zu fertigen, welche sich als Holzelemente in den Reigen der vorhandenen Kunstgüter einreihen.