Ludwig Hoffmann Schule
LERNEN LEHREN LEBEN – DER RAUM ALS PÄDAGOGE
Die Gestalt eines Bauwerkes soll das Wesen der Aufgabe deutlich machen, der es dient. Verbindliche Kriterien für Wesen von Bauwerken existieren zum Glück noch nicht im EURO -Normenkatalog. Sie entspringen der persönlichen und gesellschaftlichen Interpretation. Die Bildung der Fähigkeit zur Wertung und Interpretation ist ein wichtiges Ziel der schulischen Ausbildung. Architektur sollte dabei Pate stehen. Die Inhalte füllen die Politik und die individuelle Sichtweise jedes Lehrers. Mit der Umordnung von Berliner Schulen zu Ganztags - und Gesamtschulen stand uns nun die Planung nach Musterraumprogramm für Schüler der 1. - 4. Klasse gegenüber. Der Neubau der Grundschule wurde als Ergänzung zum bestehenden Haupthaus von Ludwig Hoffmann geplant. Wir entwickelten Bausteine öffentlicher Kommunikation; Flure als Bewegungs - und Austauschorte, geschützte Hofbereiche, überdachte Eingänge und neutrale Klassenzimmer.
Trotz der engen Vorgaben haben wir versucht, ein Konzept zu entwickeln, das einen neuen Schulbaustein entstehen lässt, der sich mit dem Umfeld verwebt und eine eigene Identifikation ermöglicht. Erhalten haben wir aus den Vorgaben eine eigenständige Erweiterung und einen selbstständigen Baukörper. Trotz der Zuordnung im städtischen Kontext, von Blockrand bis heterogener Stadtstruktur, entwickelt die Ludwig-Hoffmann-Grundschule Ihre Lern- und Lebenswelten um einen Hof, der neben der Pausenfläche als übergreifendes gemeinschaftliches Klassenzimmer fungiert. Mit der differenzierten Modellierung des Baukörpers bestehend aus Vor- und Rücksprüngen, reagiert sie auf die unterschiedlichen Anbindungen an das Schulgelände. Bei der inneren Struktur wird bewusst auf eine Ausweitung der Flurbereiche zu Kommunikationszonen wert gelegt. Damit stellt sich das Konzept gegen eine reine Fluchtweg-Erschließung und entwickelt das Thema des sich weitenden Flures bis zu einem kleinen, die Geschoße verbindenden Atrium weiter. Mit den Zuordnungen der Garderoben zu den Fluren wird der persönlichen Sichtweise der Schulleitung Rechnung getragen.
Die Schüler der Ludwig-Hoffmann-Schule ordnen Ihre Utensilien in brandschutzgeforderten Stahlschränken im Flur ein. Ziel der Planung war die Integration moderner Bild- und Textsprache. Dabei bedient sich der Entwurf dem Mittel der Textur, die als Grenzgängerin zwischen Schrift und Bild eine poetische Komponente repräsentiert. Die Ludwig-Hoffmann-Schule greift bewusst auf das Handwerk des Klinkerbaues des in gleicher Flucht stehenden Hoffmannschen Haupthauses zurück und entwickelt es bis zur Transparenz weiter. So treten die Schattenspiele der Klinkertextur in Dialog mit denen der sie umgebenden erhaltenen Bäume.
Design: 2010-2012
Realisation: July 2012