Standorteinbindung Zentral- und Landesbibliothek Berlin Tempelhof-Schöneberg
ZLB
Gebäudekonzept: Ausgangspunkt für das Gebäudekonzept war es ein kompaktes Volumen zu planen, in dem alle Funktionen des Raumprogramms auf dichtem Raum zusammengebracht werden konnten, um die Multifunktionalität des Gebäudes als eine Einheit wahrnehmen zu lassen. Dieser Ansatz hat die Orientierung des Gebäudes in die Vertikale geführt, so dass ein durchdachtes Erschließungskonzept von primärer Bedeutung wurde. Als weiterführendes Leitmotiv für den Aufbau der Bibliothek und die darin enthaltenen Fachbereiche, wurde das Metapher des Baums des Wissens gewählt, der von einem zentralen stützenden Element ausgeht und sich in unterschiedlichen Wissenssektoren verzweigt. Der tragende „Baumstamm“ wird durch vier primäre Elemente gebildet, die ein primäres vertikales und schnelles Erschließungsschema enthalten und die Besucher gezielt in die höheren Etagen führt; er ist die Hauptader des gesamten Komplexes. Die „Baumkrone“ wird durch ein zweites langsames Erschließungsprinzip vervollständigt, welches wie ein roter Faden um die Gebäudekontur entlangläuft und eine Verbindung der unterschiedlichen Wissenssektoren bildet.
Das erste Erschließungssystem entwickelt sich vertikal und zentralisiert durch das gesamte Gebäude und breitet sich radial auf den Grundrissen aus. Die vier Erschließungskerne koppeln sich direkt mit der tragenden Struktur des Gebäudes, die als Raumschaffendes Element funktioniert. Die Struktur teilt den Raum auf und bildet das
Erschließungsschema. Die tragenden rautenförmigen Rippen verlaufen vom Mittelpunkt des Grundrisses auf vier Radialachsen diagonal zu den Eckpunkten des Gebäudes, dadurch entstehen vier gleich unterteilte Bereiche, die nach dem Prinzip der Chancengleichheit dieselbe Merkmale aufweisen, dennoch unterschiedlich ausgerichtet sind. Der Kern des Grundrisses beleibt frei und ermöglicht somit diesen zentralen Bereich als Verbindung aller Gebäudesektoren zu nutzen. Außerdem befindet sich in diesem Bereich ein Lichtschacht, der trichterförmig vom Dach bis tief in das Gebäude eindringt und Sichtbezüge herstellt.
In den vier Stahlbetonstützen befinden sich die Fahrstühle und Anlagen des gesamten Gebäudes. Ausgehend vom Mittelpunkt öffnen sich die vier rautenförmigen Rippen an der breitesten Stelle, bei 1/3 der Gesamtlänge und bilden somit einen Verkehrsring der den Ankunftspunkt der vertikalen Erschließung bildet und die Besucherströme pro Geschoss horizontal verteilt. Die horizontale Verteilung der Etagen verläuft parallel entlang der Rautenstruktur und radial von Innen nach Außen.
An den Spitzen der vier Rauten, zum Mittelpunkt gerichtet, befindet sich das Verteilungssystem der Bücher und anderen Medien der Bibliothek. Es handelt sich um vier Schächte mit Aufzugssystem, die vom Untergeschoss durch alle Etagen verlaufen und somit eine schnelle und effiziente Koordination der Buchrückgabe und Einordnung gewährleisten. Das zweite Erschließungssystem verläuft langsam um den gesamten Umriss des Gebäudes in einem Hohlraum zwischen der Gebäudefassade und den Stockwerken.
Es ist wie eine Aussichtspromenade gestaltet, welches den Besuchern die Möglichkeit gibt das Gebäude komplett zu umlaufen und dabei einen vollen Ausblick auf das Tempelhofer Feld und das umliegende Areal zu gewinnen. Dieses System soll vor allem dazu dienen, sich in den unterschiedlichen Bereichen des Gesamtkomplexes zu bewegen, vor allem dem Bibliotheksbereich. Die Panoramatreppe verteilt den Besucherstrom ab der ersten Etage in die unterschiedlichen Gebäudebereiche und verläuft bis in die Obergeschosse.
Die vier Grundrissabschnitte werden durch den Verlauf der Struktur trichterförmig geschnitten, die daraus entstehenden Segmente verlaufen von einem kompakten Zentralbereich, diagonal nach Außen zu den Gebäudeecken und grenzen dadurch an der gesamten Länge der Fassade an. Sie werden als großzügiger Open space Bereich gestaltet, sodass die diagonal ausgerichtete Rautenstruktur stark präsent ist und die gesamte Fassade wahrgenommen wird. Die aus dem menschlichen Sichtfeld entstehende Raumwahrnehmung verdoppelt somit die empfundene Oberfläche der vier Sektoren, in dem der Innenraum jedes Segments direkt auf den Außenraum gespiegelt wird. Die Räume wirken dadurch breiter und scheinen direkt nach Außen auszulaufen.
Die räumliche Unterteilung des Programms wird zum größten Teil durch niedrige Separees und flexiblen Elementen gestaltet, sodass bei einer Geschosshöhe von ca. 4 Metern und dem radialen und äußeren Erschließungssystem das Gebäudesegment in seiner Gesamtheit erlebt wird. Der zentrale Bereich des Gebäudes weißt auch Bereiche mit geschossene Räume auf und verstärkt somit die Ausrichtung des Gebäudes nach Außen zur Fassade.