Hotel "Au violon"
Conversion of an old prison in Basel into a hotel.
Durch Stilinterpretationen, Imitationen und Ergänzungen ist das zuvor als Gefängnis genutzte ehemalige Stiftskloster zu einem neuen Ganzen gewachsen. Die vorangegangene Nutzung bleibt in ihrer baulichen Struktur präsent, verliert jedoch ihre negative Konnotation.
Als Folge der Basler Reformation wurde das Stiftskloster St. Leonhard aufgelöst und nach 1821 verschiedenartig genutzt. Das städtische Lohnamt gab dem späteren Untersuchungsgefängnis der Basler Staatsanwaltschaft seinen Namen; nach dem Wegzug der Behörde aus dem Lohnhof im Jahr 1995 wurde das Areal frei für eine neue, hauptsächlich öffentliche Nutzung.
Der Umbau der Anlage konzentrierte sich auf die Räume der Staatsanwaltschaft und auf jene des Gefängnisses. Die dicken Mauern im Zellentrakt, die niedrigen und massiv ausgebildeten Türen mit den starken Blendrahmen und die über der Augenhöhe liegenden Fenster zeugen vom repressiven Strafvollzug. Trotz diesen negativ besetzten Details liegt eine einzigartige räumliche Qualität in der Anlage. Der Zellentrakt weist eine klare und regelmässige Struktur und ungewöhnliche Raumproportionen auf, die vor allem durch die unterdimensionierten Fenster und Türen charakterisiert werden.
Um diesen Charakter im neuen Hotel weiterhin erlebbar zu machen, verweist in der Fassade jeweils ein stehendes Fenster auf die nun entfernten Trennwände der ehemaligen Gefängniszellen. In Bezug auf die historische, liegende Durchfensterung steht dies als Kontrast und wird durch die Materialisierung zusätzlich unterstützt; die Umdeutung wird sichtbar. Das Geländer, welches die neuen Loggien sichert, wurde aus Gusseisenteilen speziell für diesen Ort entworfen und war Anlass, über eine Neuinterpretation der vorhandenen Ornamentik nachzudenken. Das ursprüngliche, florale Motiv findet sich an den Fenstergittern der St. Leonhardskirche und stammt aus gotischer Zeit.
Die Hotelzimmer zeigen sich in einer kräftigen Farbigkeit. Sorgfältig abgestufte Farbreihen von Gelb zu Rot und von Grün zu Blau erzeugen in jedem Raum eine eigene Stimmung. Die Abfolgen beziehen sich auf die Farblehre Goethes, wobei sie hier gegenläufig und um eine Einheit verschoben gesetzt wurden, damit in jedem Zimmer zwei unterschiedliche Töne zur Anwendung kommen. Die räumliche Gestaltung der Hotelzimmer impliziert ebenfalls eine Befreiung aus dem ursprünglich bewahrenden Kontext: Die Verbindung mit der Aussenwelt wird raumhoch durch die Loggienfenster ermöglicht – neben dem Blick gegen den Himmel wird auch derjenige zum Boden freigegeben. Ebenso wird – zumindest über die durchscheinende Mattglasscheibe – ein lichter Bezug zwischen Badezimmer und (Hotel-) Gang eröffnet
Location: Im Lohnhof 4, CH-4051 Basel
Design: 1999