Archäologisches Besucherzentrum Petriplatz
ENSEMBLE
In der heterogenen Umgebung wird das Archäologische Besucherzentrum ein ruhender Pol, der die zerrissenen Stadträume restrukturiert und eine maßstäbliche Wieder-Aneignung des öffentlichen Raums ermöglicht. Es bildet im Zusammenspiel mit den gegensätzlichen Nachbargebäuden ein Ensemble auf den historischen Spuren, das sich über die Qualität der Räume definiert, durch Raumkanten und Fassadengliederung: als halbsolitärer Kopfbau ist das Besucherzentrum in einer Doppelrolle zugleich Teil des Blocks und herausragendes Bauwerk am Platz. In der Kontinuität der Höhenentwicklung und in der zusammenhängenden Sockelzone Gertraudenstraße mit Arkade gliedert sich das Besucherzentrum in die Blockstruktur ein; es vereint sich mit den Nachbargebäuden. Zugleich zeichnet es sich durch seine Fassadengestalt und den mit dem Petriplatz verbindendem Sichtziegel als herausgehobener öffentlicher Bau am Platz aus.
PETRIPLATZ
Petriplatz und Archäologisches Besucherzentrum – wie auch das Bet- und Lehrhaus – verbinden sich durch kontinuierliche Ziegelflächen. Der Ziegel eint Platzbelag und Besucherzentrum, zieht sich in dieses hinein und charakterisiert den öffentlichen Weg durch das Gebäude. Der Petriplatz wird angehoben und barrierefrei erreicht: ein gefasster Freiraum, der offen und zugleich geschützt ist. Er setzt sich vom Straßenverkehr ab und integriert sich ebenengleich mit den Eingangshallen von Besucherzentrum und Bethaus, so dass ein städtisch belebter Raum entsteht. Der vorhandene Baumbestand wird als nördlicher Saum durch die Zugangsrampe begleitet; Belichtungsschlitze verbinden Stadtraum und Archäologische Ausgrabung samt Ossarium. Solange das Bet- und Lehrhaus nicht errichtet ist, zeichnet sich die Figur der Strackschen Petrikirche durch einen Belagswechsel als temporäre Holzfläche im Petriplatz ab und wird mit Sitzbänken ergänzt.
HORIZONTALE ARCHÄOLOGIE
Der angehobene Petriplatz schafft Raum für die durchgängig erfahrbare Ausgrabung darunter. Dies betrifft den Raum innerhalb und außerhalb des Kirchengrundrisses, so dass unabhängig von der Errichtung des Bet- und Lehrhauses ein zusammenhängender Raum der Befunde freigelegt und witterungsgeschützt zugänglich gemacht wird. Der Parcours durch die Ausgrabungen schließt das von oben natürlich belichtete Ossarium an der Nordostecke ein. Er setzt sich im Archäologischen Besucherzentrum fort, indem sich die horizontale Besucherbewegung entlang der Befunde in eine vertikale Bewegung entlang der Funde wandelt. Analog zum Entwurf Bet- und Lehrhaus sind die städtischen Arkaden zum Raum der Grabung geöffnet und schaffen eine großflächige Licht- und Sichtverbindung zwischen Straßenraum und Archäologie.
VERTIKALES SCHAUMAGAZIN
Den Mittelpunkt des Besucherzentrums bildet das vertikale Schaumagazin als große begehbare Vitrine. Es erhebt sich offen über der archäologischen Ausgrabung: eine zenital belichtete Emporenhalle, die entlang ihrer Raumkanten sämtliche Fundobjekte versammelt. Die Besucher des Schaumagazins folgen den gläsernen Regalwänden auf einem durchgängigen Parcours in die Höhe, während die Regale von der anderen Seite als reguläre Depots benutzt werden. Zwischen den Lagerflächen bekommt der Besucher Einblick in die Werkstätten und erhält Zutritt zu den Vermittlungsräumen des Museums für Vor- und Frühgeschichte sowie zum Ausstellungs- und Vortragsbereich im letzten Geschoss. Umgeben von historischen Ausstellungsstücken und regionalen Fundobjekten wird den Besuchern die Berliner Stadtgeschichte und die archäologische Arbeitsweise ganzheitlich und direkt im Zusammenspiel von Fund und Befund vermittelt.