Bet- und Lehrhaus Petriplatz Berlin
Die alten Fragen, die alten Fragen und die alten Antworten, da geht nichts drüber
Die sind wie Schwestern, – die Sehnsucht nach Ewigkeit der Gläubigen und die Sehnsucht nach Unendlichkeit unter den Architekten. Der Traum vom Paradies und der Traum vom Raum, – Religionen haben sich dabei, über fünf Jahrtausende hinweg, stets der Magie suggestiver Räumlichkeit bedient, in Konstantinopel wie in Cordoba, in Sakkara wie in Aachen, z.B..
Im neo-nietzsche’schen Scheppern hat sich diese Magie verflüchtigt, aufgebraucht, Architektur als 'Kunst der Erinnerung' steht wie angewurzelt, betäubt, beschämt vor dem 'Nichts des Neuen'. Dabei ist er mit Händen zu greifen, der Nutzen und Nachteil der Historie für die Architektur, das abgenutzte Diktum Thomas Manns – 'das Alte kennen und lieben und es ins Neue hinüberretten' … das alles scheitert schon am Nicht-Kennen, geschweige denn am Nicht-Lieben. 'Krise ist, wenn das Alte stirbt und das Neue nicht geboren werden kann', – ja, und mitten hinein in dieses zähe Ringen wollen sich die drei Gemeinschaften der Heiligen zu einer Ökumene zusammenfinden, die auch architektonisch und am besonderen Ort Ausdruck finden soll, … '-erhaben', – wie es in der Auslobung dazu heisst.
Nun, 'erhaben' vielleicht nicht gar, aber feierlich in aller Glaubensgewissheit darf es in diesem Bet- und Lehrhaus zu Zeiten wohl zugehen dürfen: – gesellig im grossen Entrée mit Bibliothek und Café und Vortrags-Sitzungs-Saal, hochgestimmt und im Gebet in den drei Häusern, die diesen Zentralraum überlagern, ihn mit ihren steinernen Kuben überhaupt erst entstehen lassen. Das ist schon alles, auf kleinstem Raum und footprint organisiert, den Sachwaltern der Neo-Gotik darunter vielleicht immer noch zu viel des Neuen?
Mit 'Silence and Light' umschreibt der geehrte Kollege die für ein solches interreligiöses Unterfangen notwendige Atmosphäre. Und auch wir Heutigen müssen uns dieser Forderung stellen: – die Backsteingewölbe, 2000 Jahre neu, geben die stadträumliche Ikone, bergen mit aller Porosität als offene Hülle den dreifachen Kern von Miniatur-Synagoge, -Kirche und -Moschee.
Wie diese kleine Welt organisiert ist, zeigen die Pläne. Da ist, glauben wir, nicht viel falsch gemacht. Das Gebet der Konfessionen muss das Eigene, Separate betonen dürfen, braucht ganz notwendigerweise die splendid isolation dieser Häuser im Haus. Für die ganz besonderen Anlässe dieser Abrahamitischen Ökumene lassen sich die drei Häuser mit grossen Doppeltüren und vorgelagerten Balkonen zum Zentralraum öffnen. Erschlossen über gar nicht so schmale Treppen, 1,20 im Lichten, und jeweils eigenem Aufzug, direkt angebunden zu Mikwe und Wudu, müssten die Gläubigen ihre Wege schon finden.
Wie und wo genau der Neubau sich auf den Fundamenten der alten Kirche gründet, dazu bedarf es wohl noch des Schweisses der Edlen. Der Abstand zum noch dazuzuplanenden Archäologischen Zentrum dürfte mit 12 Metern hinnehmbar sein, – wenn nicht, muss sich der Neubau noch ein paar Meter nach Nordosten verschieben lassen, dann allerdings unter Verzicht auf eine Querschiffachsen-Kongruenz (die Verkehrswüste der Neuen Gertraudenstrasse hat das Einfügen des Neubaus auf der viel wichtigeren Längsachse ohnehin unmöglich gemacht).