BTV Branch
Jede Bauaufgabe verlangt für mich, die Verwebung der Eigenheiten und
Stimmungen des konkreten Ortes mit den funktionalen und inhaltlichen
Anforderungen der Bauaufgabe.
Die BTV-Mitterweg besetzt einen kleinen, beengten Bauplatz am Beginn einer
wichtigen Vorstadtstraße, an dem sich sehr heterogene Bebauungsstrukturen
in unattraktiver Gegend begegnen.
Zwischen relativ hohen Häusern eingezwängt, wollten wir eine Antwort finden,
die dem Bankgebäude in dieser Umgebung Präsenz verleiht.
Das Erreichen einer gewissen Höhe erschien uns dazu notwendig. So entwickel-
ten wir aus den gesetzlich vorgeschriebenen Abständen zu den Nachbargrund-
stücken diese eigenwillige Form, die damit zwar nicht direkt, jedoch spürbar,
Beziehung zu anderen Sonderbauformen in der Gegend – dem Pulverturm, der
von weiten sichtbaren Allerheiligenkirche, der Ursulinenschule und dem Mpreis
aufnimmt und markant fast unvergesslich, den Beginn dieses Stadtteils markiert.
Abgesehen von Baukörpern, Städtebau und Bankgebäuden, war uns die Vor-
stellung, sich hier auch in trostlosen Wintertagen oder Dämmerung zu bewegen,
eine Inspiration für die Gebäudehülle, die je nach Witterung und Tageszeit
sich stark verändert, manchmal eher körperhaft und manchmal durchsichtiger
erscheint – jedenfalls eine lichte Aufwertung dieser Stadtperipherie erreichen
sollte.
Eine Mauer umringt das Grundstück und verortet die Bank fest am Boden, gibt
Sicherheit, integriert die Tiefgaragenabfahrt und schafft einen geschützten Hof
und eine kleine Terrasse Richtung Innenstadt. Fächerahorne, wilder Wein und
Sumpfgräser im Hof und auf der Terrasse betonen auch im Inneren die Oasen-
situation in dieser Gegend, kontrastieren den strengen Raster der Fassade und
sind außerdem integraler Bestandteil der notwendigen Filterung und Abflussver-
zögerung der Oberflächenentwässerung – welche durch das völlig überbaute kleine Grundstück eben quasi im Bau zu leisten ist.
Ganz im Gegensatz zur schweren Betonmauer am Boden, steht die leichte
Hülle. Auf Aluschwertern befestigte, glasfaserbewehrte 15mm starke Betonplatten
bilden ein zartes, leichtes, schachbrettartiges Muster über der eigentlichen Glas-
fassade. Von Aussen entsteht so Leichtigkeit in unterschiedlichen Lichtstimmungen,
von Innen ein gepixeltes Bild der unattraktiven Umgebung, sowie ein angenehmer
Schutz gegen Einblicke.
Dieser „Schleiher“ auch als Bild des durchaus nicht nur sicheren, sondern auch
fragilen „Bankwesens“, des Schachspiels mit seinem notwendigen Vorausdenken
und der Zielflagge für den Sieger beim Formel 1 Rennen. Zum Erstellen dieser
Hülle, war eine handwerkliche Präzision erforderlich, die nicht den kleinsten
Fehler duldete, auch das vielleicht nicht unpassend, für die Arbeit im Inneren.
Auf den „Kosenamen“ des Gebäudes sind wir jedenfalls gespannt.
Im Inneren herrscht eine recht sachliche Atmosphäre. Helle Arbeitstische aus
einfachen Kunststoff beschichteten Birkensperrholzplatten, und schwarze Dreh-
sessel auf Parkettboden aus geräucherter Eiche, der sich auch in den Besprechungs-
räumen, im Obergeschoß findet. Terrazzoplatten in betongrau mit weissen Steinen
der sehr widerstandsfähige, leicht pflegbare Boden im Kundenbereich.
Kontrastierend dazu, der eigentliche Schalter, die Besprechungstische und
die Türe hinunter zum Tresorraum in Nussholz, handwerklich hochwertig
gearbeitet, die Furniere wie zu grossen Bildern zusammengesetzt. Das Nuss-
holz als das etwas wilde, natürliche in dieser Arbeitsumgebung – und auch
das Holz von der „hirnförmigen“ Walnuss.
Das ganze Haus ist mit Dreischeibenisolierverglasung verglast, geschlossene
Teile mit hochgedämmten Alupaneelen versehen.
Als Leuchtmittel werden zum Großteil energiesparende LED- Leuchten zum
Einsatz gebracht.
Die Energieerzeugung erfolgt über eine Grundwasserwärmepumpe, die sowohl
zum Heizen als auch zum Kühlen verwendet wird.