OXER - Aargauer Bühne Aarau
Der Blaue Reiter
„Das Gebäude (Architektur), das nicht anders wie farbig sein kann (Malerei) und jeden Augenblick geteilte Räumlichkeiten (Plastik) zusammenzuschmelzen vermag, saugt durch die geöffneten Türen Menschenströme in sich und ordnet sie in schematische strenge Reihen.“
Kandinsky, der Blaue Reiter, Über die abstrakte Bühnensynthese, 1911.
Theater in der alten Reithalle
Das Theaterhaus Oxer – Aargauer Bühne Aarau in den von der wunderschönen Holzstruktur geprägten Raum der Reithalle zu setzen, ist eine Herausforderung. Es geht darum, auf den den historischen Bestand einzugreifen, ohne den ursprünglichen, einzigartigen Charakter, der die Bausubstanz ausmacht, zu zerstören, sondern ihn aufzuwerten und auf das wesentliche zu reduzieren.
Das Theaterhaus will ein neuer, kultureller „Leuchtturm“ im Kanton Aargau sein. Darüber hinaus soll im Zusammenhang mit der längerfristig geplanten Erweiterung der zivilen Nutzung des Kasernenareals ein neuer Ort entstehen, der voll an das soziale, kulturelle und stadträumliche Gefüge angebunden ist.
Dabei stellt das Theaterhaus Gessnerallee in Zürich und die Integration weiter Teile des ehemaligen Kasernenareals in mancher Hinsicht eine konzeptionelle Analogie und Referenz dar.
Städtebau
Mit der Eingliederung des Theaterhauses in die alte Reithalle allein sind die Projektziele nicht erreicht. Der Oxer soll ein Ort der Kultur werden, der als Katalysator für weitere kulturelle Nutzungen dient und als Initiator einer bedeutenden Stadtentwicklung im Zusammenhang mit der Neuerschliessung und stadträumlichen Vernetzung des Kasernenareals. Die städtebaulichen Gedanken sind für das Projekt grundlegend und im separaten Bericht zusammengefasst.
Denkmalpflege
„Der blaue Reiter“ schlägt die Konservierung der historischen Bausubstanz der Alten Reithalle vor. So schlägt das Projekt mit der Umnutzung zum Theater den Erhalt und im Zusammenhang mit dem Betrachtungsperimeter, die Reduktion auf das Ursprüngliche Grossvolumen vor.
Der unverzichtbare Einbau eines Untergeschosses innerhalb des gemauerten Gebäudeperimeters erlaubt handkehrum den Einbau einer akkurat abgestimmten Struktur für die Bühnen- und Theatertechnik, welche die Lesbarkeit und Wahrnehmung der spektakulären Holzstruktur und des Hallenraumes gewährleistet. Das beindruckende Volumen der Halle bleibt lesbar und erlebbar.
Auch die Stallungen, dessen Integrität durch die militärische Teilnutzung schon beinträchtigt wurde, bleiben in ihrer Mauerstruktur erhalten. Die Aufstockung für die Theaterverwaltung und die Probebühne geschieht mittels eines Reitergebäudes mit einer unabhängigen Leichtbaustruktur, die leicht zurückgebaut werden kann.
Die Reithalle wird zur Theatherhalle
Das Projekt geht vom einfachen Konzept aus, dass ausser der notwendigen Unterkellerung des hallenraumes, sämtliche Eingriffe in die Bausubstanz rückbaubar sein sollen. Folgende Grundsätze werden formuliert:
Die Holzstruktur der Reithalle wird integral erhalten und nicht verändert.
Der Holzstruktur der Reithalle wird eine leichte, diskrete, Stahlstruktur überlagert, die als Träger für die Bühnentechnik und Theaterinstallationen dient. Diese Lösung bietet gegenüber am Boden abgestützten Lösungen Vorteile, wie die Erfahrungen in der Theaterhalle Gessnerallee zeigen. Die Wahrnehmung der Holzstruktur ist gewährleistet.
Das Foyer ist analog einer Szenografie als Leichtbaustruktur in den Hallenraum gebaut, ohne dessen Dachstruktur zu beeinträchtigen. Er beherbergt zugleich die Technikräume und Schächte für die HLKS und Elektroinstallationen.
Mit einem einzigen, fein abgestimmten Modul, dem Foyereinbau, werden ausser der Bühnentechnik alle Bedürfnisse der Theatersäle abgedeckt. Das Foyer Modul präsentiert sich wie eine fein abgestimmte Maschine , welche die akustische Trennung der 2 Theaterräume löst, die Gebäudetechnik und Verteilung enthält, die Saalakustik verbessert.
Das Foyer Modul ist Saalseitig so ausgebildet, dass der Eindruck einer Räumlichen Kontinuität der Holzstruktur entsteht. Das Foyer wird analog einer in den Raum gebauten Szenografie gelesen.
Die Reversibilität des Eingriffes in die Halle muss gewährleistet sein. Die Konstruktionen sämtlicher Einbauten erfolgen als Montagearbeit und sind leicht rückbaubar.
Das Untergeschoss erlaubt eine grosse Flexibilität im Bezug auf die Nutzung und Raumaufteilung. Es kann in der Projektphase fein auf die Nutzerbedürfnisse abgestimmt werden.
Die Reithalle ist als reine Theaterhalle konzipiert. Sämtliche Aktivitäten, die nicht direkt mit den Vorstellungen zu tun haben, sind im Gebäude über den Stallungen ausgegliedert.
Über den Stallungen. Die Institution als kultureller “Leuchtturm”
Der für das Projekt verfügbare Teil der Stallungen wird im Bezug auf die Grundmauern im Massiven Teil seiner Substanz erhalten. Er beherbergt die Werkstatt und das gemeinsame Foyer. Er wird durch ein Reitergebäude aufgestockt, der die Theaterverwaltung und die Probebühne beherbergt.
Diese Ausgliederung bietet grundlegende Vorteile. Sie erlaubt dem festen Teil der Theaterinstitution (Verwaltung, Werkstatt, Proberaum) eine energetisch und funktionale Unabhängigkeit vom reinen Spielbetrieb. Die Probebühne kann auch für andere, vom Theaterbetrieb unabhängige Aktivitäten genutzt werden (Ausstellungen, Apéros, Vorträge, Schulbetrieb) Die Kommunikation der Institution wird gefördert und eine zusätzliche Einnahmequelle entsteht.
Damit wird das Theaterhaus Oxer–Aargauer Bühne Aarau gegen Aussen als Institution erkennbar. Durch die besondere Fassadenstruktur entsteht am Abend ein blaues, diskretes Glühen, welches das Publikum auf diese wichtige kulturelle Institution hinweist. Das Turmartige Erscheinungsbild des Reitergebäudes verstärkt den Eindruck der Institution al kultureller Leuchtturm.