Observation platforms in Pfrunger Ried
Standort
Die kleinen Bauten stehen im Pfrunger-Burgweiler Ried, ca. 25 kmnördlich des Bodensees. Einer
Naturlandschaft im Wandel. ImRahmen eines Naturschutzgroßprojekts soll der besondere
Lebensraum
Moor geschützt und zu neuem Moorwachstum angeregt werden. Große Teile des Moores werden derzeit
wiedervernässt.
Der Lebensraum Moor und seine weitere Entwicklung sollen im Rahmen eines Wegekonzepts für
Besucher erlebbar werden. Die Bauten sind als Aussichts- und Rastpunkte Teil dieses Konzepts.
Lastenheft
Die Aussichtsplattformen sollen einer größeren Gruppe Raum bieten. Unabhängig von Körpergröße und
Standpunkt im Gebäude soll der Ausblick für jeden Besucher so gut wie möglich sein. Dies gilt vor allem für Kinder.
Störungen des Umfeldes durch die Besucher sollten wiederum so gering wie möglich gehalten werden.
Bereits das Betreten und Besteigen der Aussichtsplattform sollte in Deckung erfolgen.
Material und Konstruktion müssen sich in den Naturraum einfügen.
Der Besuchersteg dient als Rastplatz am Wasser. Etwa 20 Personen sollen hier gleichzeitig verweilen, Vorträge halten und sich austauschen können.
Idee
Die offene Blockhauskonstruktion entdeckten wir in einem Bildband über historischen Farmen in den USA
und später beiWanderungen in Graubünden.
Konstruktion
Obwohl unsere konstruktiven Vorbilder zum Teil mehrere hundert Jahre alt waren, musste die Idee der offenen Blockbauweise den Anforderungen des modernen konstruktiven Holzschutzes und dem feuchten Klima des Moores angepasst und kapillar wasserziehende Fugen im Auflagerbereich vermieden werden.
Dies erreichten wir durch die Verwendung von besonders vergüteten Doppelgewindeschrauben, die die Fugen zwischen den einzelnen Holzlagen planmäßig auf 5mm Abstand halten. Die Schraubewird an dieser Stelle tragend.
In die Anordnung der Schrauben wurde seitens der Statik viel Entwicklungsarbeit investiert, da es für dieses Konstruktionsprinzip keine uns bekannten Vorbilder gibt.
Es war unser Ziel, die ganze Konstruktion nur aus horizontal geschichteten Hölzern zu errichten. Die Höhe der Lagen bemisst sich imunteren Teil nach demSteigungsmaß der Treppe, deren Tritte in die
Konstruktion mit „aufgestapelt“ werden.
Im oberen Teil sollte die Höhe der Hölzer einen möglichst freien Ausblick ermöglichen. Allerdings erlaubt das Baurecht maximal 12cm, um das Durchkriechen von Kindern zu verhindern.
Am Bau zeigte sich, dass die Steifigkeit der Konstruktion zur Aufnahme der horizontalen Kräfte nicht ganz befriedigend war. Die Konstruktion lies zu viel Bewegung in dieser Richtung zu. Der von uns gewählte Grundriss mit sehr spitzen Ecken im Eingangsbereich war hierfür verantwortlich. Da Änderungen am Grundriss zu diesemZeitpunkt nicht mehr möglich waren, mussten zusätzlicher Aussteifungen eingebaut werden.
Als Konstruktionsholz wurde Lärche gewählt. Gegründet wird jede Aussichtsplattform auf sechs
Eichenpfählen.
Die Konstruktion des Steges erfolgte nach demselben Prinzip. Die Grundform aller Bauten ist ein Trapez.
Die Formöffnet sich in die jeweilige Hauptblickrichtung.
Fazit
Allen Planungsbeteiligten war der experimtelle Ansatz in Bezug auf die Konstruktion wie auch in Bezug auf die Erfüllung der Funktion bewusst. Die Wahrnehmung der Landschaft aus diesem Innenraumheraus hat unsere Erwartung allerdings übertroffen. Für die speziellen Anforderungen der Vogelbeobachtung mit Spektiv erarbeiten wir gerade eine Lösung, die Optik der Bauten nicht verändert. Auch dies ist ein weiterer Schritt im Rahmen unseres „kleinen“ Experimentes.