Haus Tankwart
Dr. Stephan Marx und Dr. Elke Ladurner führen seit 2001 in Naturns ein gemeinsames Architekturbüro, das sich seither durch eine Reihe herausragender Arbeiten profiliert hat. In Zusammenarbeit mit dem Architekten Dr. Arnold Gapp gewann das Architektenduo die Wettbewerbe für die Grundschulen in Marling und Schlanders. 2006 kam man mit dem Entwurf zur Wohnanlage Frischmann in die engere Wahl zum Südtiroler Architekturpreis. Zwei nachfolgend vorgestellte aktuelle Arbeiten demonstrieren das intellektuelle Potential dieser Architektengemeinschaft.
Wie es gelingen kann, aus einem eher durchschnittlichen zweigeschossigen (E + 1) Wohnhaus aus den 1970er Jahren ein architektonisch interessantes dreigeschossiges (E + 2) Objekt zu machen, zeigt die Aufstockung des Hauses Tankwart in Latsch. Um eine weitere moderne Wohnebene in das vorhandene Volumen zu integrieren, wurde das konventionelle Satteldach entfernt und durch einen klar strukturierten, weit auskragenden Baukörper in Holzbauweise ersetzt. Vertikal erschlossen wird das zusätzliche Geschoss über ein neues, aus der Seitenfassade herausspringendes Stiegenhaus.
Zur Straße und zum Berg hin präsentiert sich der Zubau folgerichtig als relativ geschlossene Front. Zum tiefer liegenden Dorf hingegen sorgen großzügige Verglasungen für eine einmalige Aussicht. Hier dominiert eine weiträumige Panoramaterrasse das Erscheinungsbild. Dabei sorgt die Transparenz des Geländers für einen uneingeschränkten Ausblick. Die Räume der neuen Wohnebene umschließen die Freifläche U-förmig, so dass die Sonne tief in die Raumbereiche einfallen kann. Der Mittelbereich der Terrasse wurde mit einer Glaskonstruktion überdacht, so dass dieser Raum auch bei schlechter Witterung genutzt werden kann. Optisch hebt sich der neue Bauteil nicht allein durch seine stringente Formgebung vom darunter liegenden Bestand ab, sondern auch durch eine konstruktionsbedingte starke Trennfuge, die der Architekt durch eine dunkle Farbgebung zusätzlich akzentuierte. Insgesamt tritt die Aufstockung nach außen hin mit einem dezenten Grünton in Erscheinung. Zugänglich ist die neue Wohnung über das zum Bestand zählende renovierte Stiegenhaus, das in das erste Obergeschoss mit seiner Mietwohnung führt. Daran schließt sich nach oben das neue, aus dem Baukörper ausgelagerte Stiegenhaus an, das von einer offenen Treppe aus massivem Eichenholz dominiert wird. Eine große, durchgängige Fixverglasung gewährleistet einen hohen, natürlichen Belichtungsgrad. Auffallend ist in dem neu errichteten Stiegenhausbereich die Decke. Hier bilden die dekorativen Lamellen die tragende Struktur. Dabei kamen anstelle von Balken stehende Bretter zum Einsatz. Das aus der Fassade hervorspringende Stiegenhaus führt im neuen zweiten Obergeschoss in einen großflächigen Gang, der – im Bedarfsfall – als Spielbereich genutzt werden kann. Der hintere, zum Berg gewandte Wohnungsbereich wird von zwei kleineren Zimmern und einem Tages-WC eingenommen. Daran schließt sich das Hauptbad mit Badewanne und Dusche an, das einen direkten Zugang zum Elternschlafzimmer hat. Wohnzimmer und Küchen sind getrennt. Sie begrenzen seitlich die zentral angeordnete Terrasse. Dabei bildet die Küche den Hauptraum. Ihre Wände sind mit ockerfarbenem Lehmputz gestrichen. Decke und Küchenblöcke präsentieren sich in gebrochenem Weiß