Die mehrjährigen architektonischen und musealen Umbauarbeiten am Belvedere in Wien wurden 2009 mit der Fertigstellung des neuen Verbindungsganges zwischen Unterem Belvedere und Orangerie erfolgreich abgeschlossen. Um die räumliche Neukonzeption der Bereiche Sammlung und Ausstellung zu bewerkstelligen, wurden im Auftrag der Direktorin Dr. Agnes Husslein-Arco im Wesentlichen drei bauliche Veränderungen vorgenommen, die sich in einem Rückbau und einer Ertüchtigung sowie einer Erweiterung des Barockschlosses äußern. Zusätzlich entstand mit dem 'Schatzhaus Mittelalter' ein Schaudepot im ehemaligen Prunkstall.
Die Konzentration der Sammlungen im Oberen Schloss und die Umwandlung des Unteren Schlosses in eine Ausstellungshalle für Wechselausstellungen stellen den Kern der Umstrukturierung dar. Durch die Sanierung und Wiederherstellung der zum Teil stark veränderten barocken Räume wird eine Raumkonzeption geschaffen, die die ursprünglich angelegte rhythmische Folge heterogener Räume freilegt. Dieser Rückbau ist gleichzeitig die Voraussetzungen für die Ertüchtigung des Schlosses als Ausstellungshalle. Der Einbau von geschlossenen Ausstellungswänden in der Orangerie sowie die unsichtbare Installation einer Klimaanlage statten die Räume nach Standards des internationalen Leihverkehrs für Wechselausstellungen aus.
Sichtbare architektonische Eingriffe werden vorgenommen, um neue Raumbeziehungen aufzubauen und alte Blickachsen wiederherzustellen. Durch eine autonome architektonische Formensprache gegenüber dem Bestand, werden die baulichen Ergänzungen im Zusammenspiel mit der bestehenden Architektur wirksam. Zum ersten Mal seit der Nutzung des Belvedere als Lustschloss im 18. Jahrhundert ist es nun möglich, die wichtigsten axialen Blickbeziehungen von den Prunkräumen zum Park sowie zwischen Oberem und Unterem Schloss wieder wahrzunehmen, nachdem diese über zweihundert Jahre verstellt waren.
Gleichzeitig definieren die baulichen Maßnahmen die Ein- und Ausgangssituationen und schaffen einen Parcours für den Museumsbesucher. Am Ende des Rundgangs im Unteren Schloss mündet die Raumfolge nun in den neuen wettergeschützten Verbindungsgang, der entlang der historischen Gartenmauer zur nördlich gelegenen externen Orangerie führt. Die Orangerie wird so als Teil des Ausstellungsparcours in das Museumsensemble eingebunden.
Der Verbindungsgang selbst ist als barrierefreie Rampe ausgebildet und wird von einer verglasten Pergola geschützt, die in Zusammenarbeit mit dem österreichischen Künstler Heimo Zobernig als Kunst am Bau entwickelt wurde. Durch Überlagerung der Glasflächen mit einem Linienmuster entsteht eine netzartige Schicht zwischen Innen- und Außenraum des Übergangs, die gleichzeitig als Anprallsicherung zum Schutz der Vögel wirksam ist.